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Tschechien, Westböhmen
Kieselhölzer und Silizite aus dem Permokarbon und der OberkreideEtwa 50 km nordwestlich von Prag, in Westböhmen, in einem Gebiet, das etwa durch die Städte Kladno, Rakovník und Louny begrenzt wird, befinden sich auf einer Fläche von mehreren 100 km² zahlreiche Fundstellen permokarboner und oberkretazischer Kieselhölzer und pflanzenführender Hornsteine.
Oberkretazische KieselhölzerVorrangig sind aus diesem Gebiet, das zum Böhmischen Kreidebecken gehört, Funde sehr schöner Tempskya-Scheinstämme zu nennen. Diese entstammen der oberkretazischen Peruc-Koryčany-Formation, deren Schichten hervorragend in einer Grube bei Nové Strašecí aufgeschlossen sind.
Rekonstruktion von Tempskya: http://www.turbosquid.com/FullPreview/Index.cfm/ID/285744
An den Oberflächen einiger Exemplare sind rundliche, trichterförmige Vertiefungen erkennbar, bei denen es sich nach Mikuláš, R. & Dvorák, Z. (2002) um bohrende Organismen Pecinolites boreki handelt. Coiffard, C. et al. (2006) beschreiben den Bildungsraum der fein- bis mittelklastischen Ablagerungen als gezeitendominiertes Mündungsgebiet ausgedehnter Flussästuare mit brackischen Einflüssen. Neben Farnen nennen die Autoren Gymnospermen (Bennettitales, Cycadales, Cheirolepidiaceae, Ginkgoales und Taxodiaceae) sowie Angiospermen (Lauraceae, Platanaceae).
Pflanzenreste des PermokarbonBei zahlreichen eigenen Aufsammlungen in der Region wurden neben den oberkretazischen Tempskya-Scheinstämmen viele Funde von Gymnospermen-Kieselhölzern und als Besonderheit wenige Funde von Calamiten- und Bärlappresten gemacht. Einige tschechische Sammler besitzen zudem außerordentlich gut erhaltene Medullosen und Psaronien aus der Region in ihren Kollektionen.
Permokarbon streicht in der Region sehr oberflächennah aus, so dass in natürlichen und künstlichen Aufschlüssen und als Lesesteine auf Feldern, an Bachläufen, etc. verkieselte Pflanzenreste aus diesem Zeitraum gefunden werden können. Wie in der oben erwähnten Grube bei Nové Strašecí aufgeschlossen, überlagern Cenoman-Schichten diskordant Tonsteine des Oberkarbon, genauer des oberen Westfal bis unteren Stefan (Opluštil, S., Martínek, K. und Tasáryová, Z. [2005]). Es ist nicht auszuschließen, dass Cenoman-Schichten aufgearbeitetes Permokarbon enthalten. Dieser Fakt und die Tatsache, dass nebeneinander gefundene Tempskya-Reste, Koniferenhölzer und Calamitenreste keine Anzeichen von Umlagerungen, wie z.B. Kantenrundungen, randliche Bleichungszonen, Unterschiede in der Färbung der Stücke, etc. aufweisen oder diese Unterschiede nur sehr undeutlich ausgeprägt sind, erschwert die zeitliche Einordnung mancher Funde (insbesondere die Unterscheidung permokarboner und kretazischer Koniferenhölzer). Ebenso wie manche Tempskya-Fundstücke belegen einige Calamiten und Koniferenhölzer den Befall mit holzzerstörenden Organismen durch Calcedon-gefüllte Fraßgänge. Auf Feldern habe ich in großer Anzahl pflanzenführende Silizite aufgesammelt, die den pflanzenführenden Hornsteinen aus der Nová Paka-Region sehr ähneln. Die Silizite enthalten zahlreiche Reste der permokarbonen Flora, wie z.B. Gymnospermenwurzeln, Bruchstücke von Gymnospermenholz, Reste von Calamiten und von Bärlappen (Stigmarien).
Von Feldern nahe des Städtchens Slaný stammen seltene Funde von Pflanzen-Achsen oder Rhizomen, die sich nach mikroskopischer Begutachtung als Reste von Bärlappen erwiesen. Die Fundstücke besitzen meist gelbliche oder rötliche Farben und Durchmesser zwischen 2 und 10 cm. In dunkler gefärbten, länglich gestreckten, zentralen Bereichen der Achsen (mittlere Xylemmasse) ist fast immer eine sehr gute Zellerhaltung des Gewebes festzustellen. Die umgebenden Bereiche sind eine helle, milchig-trübe bis klar durchsichtige, strukturlose Kieselmasse. Randlich deuten sich Reste der Rinde an.
An der gleichen Fundstelle finden sich knollenartige, zwischen 5 und 10 cm große, meist kräftig rot gefärbte Gebilde. Betrachtet man die geschnittenen und polierten Knollen unter dem Mikroskop, sind im Querschnitt ring- oder kranzförmige Bereiche mit Gewebezellen zu erkennen. Die stets etwas deformierten "Ringe" sind sehr dünnwandig (1-2 mm) und besitzen Durchmesser von 8 bis 20 mm. Das Gewebe verläuft keilförmig in das Innere der Ringe. Auf der Spitze eines jeden Keiles ist je eine großvolumige Zelle zu erkennen. Nach diesem Bild könnte es sich bei den Knollen um calicheähnliche Bildungen und bei den darin enthaltenen, ringförmigen Gebilden um Calamitenreste (kleinste Achsen oder Rhizome) handeln. Die erwähnten großvolumigen Zellen würden die Carinalkanäle darstellen.
Regionales Museum in LounyEin kleines, sehr interessantes Museum mit Pflanzenfossil-Funden aus der Region befindet sich in Louny, etwa 80 km nordwestlich von Prag. Das Museum ist in einem ehemaligen Wehrturm der Stadtmauer untergebracht. Der Link zur Museums-Webseite befindet sich in der Linkliste.
Literatur: Coiffard, C., Gomez, B., Kvaček, J., Thevenard, F. 2006. Early Angiosperm Ecology: Evidence from the Albian-Cenomanian of Europe. Annals of Botany 98: 495-502. Mikuláš, R. & Dvořák, Z. 2003. Borings in xylic tissues of the tree fern Tempskya in the Bohemian Cretaceous Basin, Czech Republik. Zprávy o geologických výzkumech v roce 2002. 129-131. Opluštil, S., Martínek, K. und Tasáryová, Z. 2005. Facies and architectural analysis of fluvial deposits of the Nýrany Member and the Týnec Formation (Westphalian D - Barruelian) in the Kladno-Rakovník and Pilsen basins. Bulletin of Geosciences, Vol. 80, No. 1: 45-66.
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