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Versteinerte Pflanzen

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Bundesland Mecklenburg-Vorpommern

Fossile Hölzer sind im nordöstlichsten Bundesland nicht auf primären Lagerstätten, sondern immer als seltene Lokalgeschiebe zu finden. Fundchancen bestehen in den zahlreichen Kiesgruben, an Küstenkliffs und seltener auf landwirtschaftlichen Flächen. Zeitlich stammen die Funde aus der Unterkreide (Alb), dem Paläogen (Eozän, Oberoligozän) und dem Neogen (Miozän).

Unterkretazische Hölzer aus der Region um Wolgast

Funde fossiler Hölzer, die zeitlich in die obere Unterkreide (Alb) zu stellen sind, sind aus Vorpommern, aus der Region um Wolgast (Kiesgrube an der B111, ca. 2 km südwestlich von Wolgast; Kiesgrube Hohendorf; Kiesgrube Zemitz) bekannt.

System Serie Stufe Alter  
Paläogen Paläozän Dan 61,7 - 65,5  
Kreide Oberkreide Maastricht 65,5 - 70,6  
Campan 70,6 - 83,5
Santon 83,5 - 85,8  
Coniac 85,8 - 89,3  
Turon 89,3 - 93,5  
Cenoman 93,5 - 99,6  
Unterkreide Alb 99,6 - 112 fossile Hölzer Wolgast
Apt 112 - 125  
Barrême 125 - 130  
Hauterive 130 - 136  
Valangin 136 - 140  
Berrias 140 - 145  
Jura Oberjura Tithon 145 - 151  

In dunkelbraunen, glaukonitischen Phosphorit-Sandsteinknollen können selten hellbraune Holzreste gefunden werden. Diese Holzreste zeigen häufig Teredo-Befall, was als Anzeichen dafür zu sehen ist, dass es sich um marine Treibhölzer handelt. In den Sandsteinknollen lassen sich darüber hinaus gelegentlich Ammoniten (Acanthohoplites hannoverensis) finden, deren Kammern meist hohl sind.

Aufgeschlagene Phosphorit-Sandsteinknolle mit fossilem Holz, dass zahlreiche Bohrgänge aufweist

Sandsteinknollen mit Gymnospermenhölzern, zumeist Teredo-Bohrgänge

Sandsteinknollen mit Gymnospermenhölzern, zumeist Teredo-Bohrgänge

Aufgeschlagene Sandsteinknolle mit Ammoniten Acanthohoplites sp.

Am Küstenkliff nahe Lubmin fand ein lokaler Sammler vor einigen Jahren ein kantengerundetes, dunkelgraues bis schwarzes Stück silifizierter Luftwurzeln, deren mikroskopische Details Ähnlichkeiten zum unterkretazischen Farn Tempskya aufweist.

Kantengerundetes Fundstück Luftwurzelmantel eines Farnes (Tempskya?)

Einzelfund aus der Kiesgrube Groß Roge bei Teterow

Vor einigen Jahren erhielt ich von einem lokalen Sammler ein etwa 25 cm langes Segment eines hellbraunen, vollständigen Gymnospermenquerschnittes von 16 cm Durchmesser, das dieser nach eigenen Angaben Anfang der 1990er Jahre in der Kiesgrube Groß Roge fand. Dieses Holzfossil in silifizierter Erhaltung besitzt als Besonderheit Insektenfraßgänge von 1-1,2 mm Durchmesser auf der Oberfläche der Achse. Die stratigrafische Einordnung dieses Einzelfundes ist spekulativ, da weiteres Fossilien fehlen.

Kiesgrube Groß Roge fördert überwiegend im Naßschnitt

Unbestimmtes Gymnospermenholz im Querschnitt (Durchmesser 16 cm) aus der Kiesgrube Groß Roge Insektenfraßgänge auf der Oberfläche des unbestimmtes Gymnospermenholzes aus Groß Roge

Einzelfund aus der Kiesgrube Müssentin bei Jarmen

Ein befreundeter Sammler zeigte mir kürzlich ein dunkelgraues, etwa 15 cm langes Segment eines fossilen Holzes in phosphoritisch-pyritischer Erhaltung, das er nach eigenen Angaben in der Kiesgrube Müssentin bei Jarmen/Landkreis Ostvorpommern fand. Das Stück von 8 cm Durchmesser zeigt sehr gut erhaltene Details des großporigen Gewebes, das überwiegend mit Pyrit mineralisiert ist. Ein 20 mm großer Hohlraum ist mit Pyritkristallrasen ausgekleidet. Zuwachszonen sind sehr undeutlich ausgeprägt. Es handelt sich um ein subtropisch/tropisches, dicotyles Holz. Die stratigrafische Einordnung dieses Einzelfundes ist spekulativ, da wiederrum vergleichende Fossilien fehlen.

Dicotyles, subtropisch/tropisches Holz unbekannter stratigrafischer Einordnung aus der Kiesgrube Müssentin

Fossile Hölzer aus eozänen Zementsteinen der Greifswalder Oie

Aus eozänen Zementsteinen der Greifswalder Oie (Insel im Greifswalder Bodden), die Äquivalente der Molerformation in Nordjütland (Dänemark) darstellen, beschreibt Schuster (1911) fossiles Holz von Platanoxylon cohenii, das nach Süss (1980) das älteste bis dato sicher bestimmte Platanenholz darstellt. Knaust & Süss (1992) beschreiben Neufunde fossiler Hölzer der jüngeren Vergangenheit, so z.B. ein kleinporiges Laubholz und eine Palmenart.

Paläogene Hölzer in Südwest-Mecklenburg

Im südwestlichen Mecklenburg lassen sich im Verbreitungsgebiet des so genannten Sternberger Gesteins ("Sternberger Kuchen") fossile Hölzer finden. Zeitlich sind das Sternberger Gestein wie die fossilen Hölzer in das Oberoligozän, speziell in das Chatt (Alter 23 bis 29 Millionen Jahre) zu stellen.

Der Marktplatz der Stadt Sternberg, die namengebend für das Sternberger Gestein war

System Serie Stufe Alter  
Pleistozän 0,01 - 1,8  
Neogen Pliozän Gelasium 1,8 - 2,6  
Piacenzium 2,6 - 3,6  
Zancleum 3,6 - 5,3  
Miozän Messinium 5,3 - 7,2  
Tortonium 7,2 - 11,6  
Serravallium 11,6 - 13,6  
Langhium 13,6 - 16,0  
Burdigal 16,0 - 20,4  
Aquitan 20,4 - 23,0  
Paläogen Oligozän Chatt 23,0 - 28,4 Sternberger Gestein
Rupel 28,4 - 33,9  
Eozän Priabon 33,9 - 37,2  
Barton 37,2 - 40,4  
Lutet 40,4 - 48,6  
Ypres 48,6 - 55,8  
Paläozän Thanet 55,8 - 58,7  
Seeland 58,7 - 61,7  
Dan 61,7 - 65,5  
Kreide Oberkreide Maastricht 65,5 - 70,6  

Unter Sternberger Gestein wird ein sandiger, häufig sehr eisenreicher Sandstein verstanden, der im frischen Zustand kalkhaltig und grau und in verwittertem Zustand auf Feldern oder in Kiesgruben weitgehend entkalkt in typischen Brauntönen gefunden werden kann. Die braune Farbe erinnert ein wenig an Sandkuchen, weshalb das Gestein im Volksmund den Namen "Sternberger Kuchen" trägt. Viele Fundstücke enthalten sehr zahlreiche Reste einer umfangreichen, marinen Fauna. Die Entstehung des Sternberger Gesteins wird als marines Brandungskonglomerat gedeutet.

In den Kiesgruben Weitendorf, Pinnow und Kobrow im Landkreis Ludwigslust-Parchim ist dieses fossilreiche Lokalgeschiebe recht häufig. Fundhöffige Horizonte sind sehr leicht an ihrer dunkelbraunen Farbe zu erkennen.

Grubenkante der Kiesgrube Weitendorf; braunfarbener, fundhöffiger Horizont (Pfeile)

Fossilführendes Sternberger Gestein (Stücke zwischen 10 und 16 cm breit)

Sternberger Gestein in Fundsituation in der Grubenböschung

Fossile Hölzer als Seltenheiten

Fossile Hölzer kommen in den gleichen Fundhorizonten, wie das fossilführende Sternberger Gestein, jedoch wesentlich seltener vor. Die fossilen Hölzer in Karbonaterhaltung weisen stets hellbraune Farben auf. Sehr typisch sind Bohr- oder Fraßgänge. Es liegt also die Vermutung nahe, dass es sich um Treibhölzer mit einer längeren Verweildauer in Meerwasser handelt. Überwiegend werden Gymnospermenhölzer, sehr selten Angiospermenhölzer gefunden.

Unbestimmte Nadelhölzer mit zahlreichen Bohrgängen

Unbestimmte Nadelhölzer, vollständige Querschnitte

Astwirtel eines Gymnospermenholzes mit zahlreichen Bohr- oder Fraßgängen aus der Kiesgrube Kobrow

Querschnitt eines unbestimmtes Angiospermenholzes mit guter Geweberhaltung im Anschliff, zahlreiche calcitgefüllte Bohrgänge Fundstück mit zahlreichen Pflanzenhäckseln

Unbestimmtes Nadelholz mit Teredo-Bohrgängen aus der geologischen Landessammlung Mecklenburg-Vorpommern

Eine sehr umfangreiche und sehenswerte Sammlung von Fundstücken u.a. aus der Region Sternberg befindet sich in der Ausstellung des Geologischen Museums Raben Steinfeld bei Schwerin (Link: www.geologisches-museum.de).

Paläogene Hölzer aus der Tongrube Friedland/Mecklenburg

Unter Anderem aus der ehemaligen Tongrube Salow bei Friedland im Landkreis Mecklenburg-Strelitz (im Osten von Mecklenburg-Vorpommern), in der bis 1990 mariner Ton des Unter-Eozän abgebaut wurde, sind Funde von fossilen Hölzern in Phosphorit-Erhaltung bekannt. Von zur Mühlen & Udluft (1929) beschreiben fossile Hölzer von Cupressinoxylon sp. aus Gruben der Friedländer Scholle. Der überwiegende Teil der Stücke enthält Pyrit und selten Markasit, der die Fundstücke innerhalb weniger Jahre zerfallen ließ.

System Serie Stufe Alter  
Pleistozän 0,01 - 1,8  
Neogen Pliozän Gelasium 1,8 - 2,6  
Piacenzium 2,6 - 3,6  
Zancleum 3,6 - 5,3  
Miozän Messinium 5,3 - 7,2  
Tortonium 7,2 - 11,6  
Serravallium 11,6 - 13,6  
Langhium 13,6 - 16,0  
Burdigal 16,0 - 20,4  
Aquitan 20,4 - 23,0  
Paläogen Oligozän Chatt 23,0 - 28,4  
Rupel 28,4 - 33,9  
Eozän Priabon 33,9 - 37,2  
Barton 37,2 - 40,4  
Lutet 40,4 - 48,6 Friedländer Ton
Ypres 48,6 - 55,8
Paläozän Thanet 55,8 - 58,7  
Seeland 58,7 - 61,7  
Dan 61,7 - 65,5  
Kreide Oberkreide Maastricht 65,5 - 70,6  

Typisch für die meist dunkelgrauen bis braungrauen fossilen Gymnospermenhölzer ist wiederum der starke Bohrmuschel-Befall. Die Bohrgänge erreichen bis zu 12 mm Durchmesser und sind mit hellbraunem Ton gefüllt.

Unbestimmtes Gymnospermenholz in Phosphorit-Erhaltung mit Bohr- oder Fraßgängen aus der inzwischen geschlossenen Tongrube Salow Phosphorit-Pyrit-Konkretionen im Rohzustand und geschnitten/poliert

Phosphorit-Pyrit-Konkretionen im Rohzustand und geschnitten/poliert

Von den Sammlern sehr geschätzt waren die Phosphorit-Pyrit-Konkretionen, die geschnitten und poliert optisch attraktive Stücke hergeben. Die Genese der Konkretionen, ihre Mineralogie und ihr Fossilinhalt wird ausführlich in Herrig & Ullrich (2006) diskutiert.

Literatur

Herrig, E. & Ullrich, B. (2006): Die Konkretionen aus dem Untereozän-Ton von Friedland (Mecklenburg-Vorpommern/Nordostdeutschland) – Ichnofossilien und Genese der Phosphorit-Konkretionen. - Neubrandenburger Geol. Beitr. 6: 26 - 57.

Knaust, D. & Süss, H. (1992): Neue Pflanzenfunde aus dem Moler (Paläogen) der Greifswalder Oie (Ostsee, Norddeutschland). – Wissenschaftliche Zeitschrift der Humboldt-Universität Berlin, Mathematisch-naturwissenschaftliche Reihe 41 (1): 107-111; Berlin.

Schuster, J. (1911): Paleocäne Rebe von der Greifswalder Oie. Ber. dt. bot. Ges., 29: 540-544; Berlin.

Süss, H. (1980): Ein Platanenholz aus dem Untereozän der Greifswalder Oie, Platanoxylon cohenii (Schuster) comb. nov. – Schr. R. geol. Wiss., 16: 401-416; Berlin.

Von zur Mühlen, L. & Udluft, H. (1929): Eocäne und mitteloligocäne Tone in Vorpommern und Ostmecklenburg. - Jb. Preuss. geol. L.-A. L: 371-395; Berlin.

 

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