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Versteinerte Pflanzen

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Großbritannien, Südengland, das nichtmarine Wealden

Sedimente der überwiegend marinen Unterkreide (Wealden-Formation) sind in Südengland an Küstenkliffs, untergeordnet in künstlichen Aufschlüssen, verbreitet aufgeschlossen. Aufschlüsse des nicht-marinem Wealden sind sehr selten. Ich möchte an dieser Stelle zwei Regionen in Südengland vorstellen, an denen nicht-marines Wealden hervorragend aufgeschlossen ist.

  1. Die Südküste der Isle of Wight am Hanover Point und am Red Cliff bei Yaverland
  2. Das Küstenkliff von Hastings in der Grafschaft Sussex

Isle of Wight, Hanover Point

Blick vom Kliff auf den Hanover Point bei Ebbe
Die Fundstelle Hanover Point befindet sich an der Südwestküste der Isle of Wight, wenig östlich der Ortschaft Brook und ist über die Küstenstraße A3055 zu erreichen. Vom Parkplatz am Shippard's Chine gelangt man zum Hanover Point nach wenigen Minuten zu Fuß am Kliff entlang in östliche Richtung. Nur bei Ebbe ist das unterkretazische Schichtenprofil zugänglich, da es sich nahezu 100 m vom Kliff aus, auf die vorgelagerte Schorre erstreckt.

Das Wealden-Profil am Hanover Point vom Kliff-Fuß aus gesehen

Das frei liegende Profil repräsentiert Sedimente einer Überflutungsebene mit 10 cm bis 80 cm starken Bänken von Ton-, Silt- und Sandsteinen, die zur unterkretazischen Wessex-Formation gehören. Die Schichten fallen flach nach NNW ein. Nach Westen gehen die Wealden-Schichten vom Hanover Point, über das Shippards Chine (hier bereits marines Wealden mit fossilen Muschel- und Austernbänken) und das Compton Chine in die oberkretazischen Kreidemergel der weißen Kliffs der Freshwater Bay über.

Unterkretazische Tonsteine auf der Schorre, etwa 50 m von Kliff Flach nach NNW einfallende Tonsteinbänke auf der Schorre am Hanover Point

Berühmt ist der Hanover Point für Fährtenabdrücke des Sauropoden Iguanodon. Eine in-situ Fährtenspur lässt sich auf der Schorre über mehrere Meter verfolgen. Auch einzelne, dreizehige Fährtenabdrücke von Iguanodon (heraus gespülte Sandsteinausgüsse), die bis zu 40 cm Länge erreichen, lassen sich finden. Insbesondere im Spülsaum der Brandung kommen Knochenreste (überwiegend Wirbelsegmente) von Sauriern vor.

Dreizehige Fährte des Sauropoden Iguanodon

In tonigen Bänken des aufgeschlossenen Wealdenprofils (unter- und oberhalb der mittleren Wasserlinie) sind wenige Zentimeter bis max. 40 cm lange Segmente fossiler Hölzer geborgen worden. Es handelt sich um schwarze Lignithölzer, die sehr häufig pyritisiert sind und selten Bohr- oder Fraßgänge enthalten.

Lignitholz mit Pyrit Lignitholz Lignitholz

Lignitholz, pyritisiertes Stammsegment, durch Kompaktion abgeflacht Detail des Lignitholzes aus der Abbildung zuvor; Pyritkristalle auf der Oberfläche; z.T. rezenter Algenbewuchs

FRANCIS & HARLAND (2006) beschreiben Koprolithen mit hexagonalem Querschnitt in einem zylindrischen Bohrgang in einem pyritisierten Holz, das am Kliff der Isle of Wight, nahe Hanover Point geborgen wurde. Aufgrund des hexagonalen Querschnittes schlussfolgern beide Autoren, dass die Koprolithen von Termiten hinterlassen wurden.

Anhand von C13-Datierungen an fossilen Hölzern vom Hanover Point geben ROBINSON & HESSELBO (2004) das Alter der Wessex-Formation mit Barrême an.

System Serie Stufe Alter  
Paläogen Paläozän Dan 61,7 - 65,5  
Kreide Oberkreide Maastricht 65,5 - 70,6  
Campan 70,6 - 83,5
Santon 83,5 - 85,8  
Coniac 85,8 - 89,3  
Turon 89,3 - 93,5  
Cenoman 93,5 - 99,6  
Unterkreide Alb 99,6 - 112  
Apt 112 - 125  
Barrême 125 - 130 Wessex Formation,
Isle of Wight
Hauterive 130 - 136  
Valangin 136 - 140  
Berrias 140 - 145  
Jura Oberjura Tithon 145 - 151  

Isle of Wight, Red Cliff östlich von Yaverland

Das "Red Cliff"
Im Südostteil der Isle of Wight am Red Cliff ca. 1 km östlich von Yaverland sind ähnliche Wealdenschichten, wie am zuvor beschriebenen Küstenabschnitt im Ostteil der Insel aufgeschlossen. Hier treten in sehr eisenhaltigen, unterkretazischen Silt- und Sandsteinen des Barrême Fragmente inkohlter Hölzer auf. Diese sind wenige Zentimeter bis max. 20 cm lang und erreichen wenige Zentimeter im Durchmesser.

Sandsteinbrocken mit inkohlten Holzresten am Fuß des "Red Cliff"

Hastings-Cliffs, Sussex

Von Hastings/Sussex in Richtung Fairlight ziehen sich teilweise 100 m hohe Sandsteinkliffs nach Osten. Es handelt sich um fluviatil-limnische Serien der Unterkreide (Berrias bis Valangin), die stellenweise Floren- und Faunenreste enthalten. Den größten Teil der Kliffs nehmen Sandsteine der Ashdown-Formation (Berrias) ein. Den oberen Teil der Kliffs bilden Silt- und Tonsteine der Wadhurst-Formation (Valangin). Bekannt sind die Kliffs für ihre hervorragenden Funde von Saurierknochen und Fährtenabdrücken.

An Florenresten sind Abdrücke und Steinkerne von Equiseten (Schachtelhalmen), von Koniferen und sehr gut erhaltene, durch die Brandung abgerollte Tempskya-Scheinstämme bekannt. Dunkelgraue bis bräunlichgraue Tempskya-Scheinstämme sind 15 cm bis 40 cm lang und besitzen 8 cm bis 20 cm Durchmesser.

System Serie Stufe Alter  
Paläogen Paläozän Dan 61,7 - 65,5  
Kreide Oberkreide Maastricht 65,5 - 70,6  
Campan 70,6 - 83,5
Santon 83,5 - 85,8  
Coniac 85,8 - 89,3  
Turon 89,3 - 93,5  
Cenoman 93,5 - 99,6  
Unterkreide Alb 99,6 - 112  
Apt 112 - 125  
Barrême 125 - 130  
Hauterive 130 - 136  
Valangin 136 - 140 Floren- und Faunenreste
Berrias 140 - 145 der Hastings-Kliffs
Jura Oberjura Tithon 145 - 151  

Tempskya erosa, abgerollter Scheinstamm
STOKES & WEBB (1824) beschrieben als erste die Art Endogenites erosa für vergleichbare Pflanzenreste, die durch MANTELL im Tilgate Forest in West Sussex aus unterkretazischen Schichten geborgen wurden. FITTON (1836) beschrieb silifizierte Scheinstämme, die nahe Hastings geborgen wurden, ebenfalls als Endogenites erosa. Beiden Arbeiten lag die (falsche) Ansicht zugrunde, dass es sich bei den beschriebenen Pflanzenresten um Monocotyle, vermutlich Palmen handelte. Nachdem CORDA (1845) die wahre Natur der Scheinstämme erkannte und die Gattung Tempskya für Scheinstämme aus Böhmen aufstellte, wurde dies auch für die Scheinstämme aus dem südenglischen Wealden erkannt und Endogenites erosa in die neue Art Tempskya erosa umbenannt.

Tempskya erosa, abgerollter Scheinstamm; Höhe 10 cm, Breite 17 cm Blick auf den Querschnitt des Scheinstammes in der Abbildung zuvor; Farnstelen (Hohlräume) z.T. heraus gewittert Tempskya erosa, abgerollter Scheinstamm; Höhe 23 cm

Querschnitt von Tempskya erosa Detail des Querschnittes von Tempskya erosa; Farnstelen 5 bis 8 mm Durchmesser (z.T. heraus gewittert) in einem dichten Mantel aus Luftwurzeln

Literatur

FRANCIS, J.E. & HARLAND, B.M. (2006): Termite borings in Early Cretaceous fossil wood, Isle of Wight, UK. Cretaceous Research, Vol. 27, issue 6: 773-777.

Robinson, S.A. & Hesselbo, S.P. (2004): Fossil-wood carbon-isotope stratigraphy of the non-marine Wealden Group (Lower Cretaceous, southern England). Journal of the Geological Society, London, 161: 133-145.

 

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