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Versteinerte Pflanzen

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Russland, Oblast Rostov, Zimljansk/Wolgodonsk-Stausee

Während sich im Westen und Norden des Oblast Rostov überwiegend Fundstellen paläogener Makrofloren befinden, liegt im Osten der Region, etwa 200 km östlich der Provinzhauptstadt Rostov-am-Don, ein lediglich einigen lokalen Sammlern bekanntes Vorkommen neogener, silifizierter Hölzer, das ich im Herbst 2019 mehrere Tage erkunden konnte.

Funde silifizierter Hölzer an den Sandsteinkliffs des Stausees

An den 20 m bis 60 m hohen Kliffs des nordwestlichen Ufers des Wolgodonsk-Stausees (auch Zimljansk-Reservoir genannt), sind an der Basis dunkelgraue bis schwarze, paläogene Tone in Mächtigkeiten zwischen 1,5 und 4,0 m aufgeschlossen. In diesen Feinklastika lassen sich marine Vertebratenreste und kleine fossile Hölzer (kleinere Achsen im Zentimeterbereich) in phosphatisch-sulfidischer Erhaltung finden.

Blick nach Nordosten über die Kliffs mit dem paläogenen/neogenen Profil Kliff am nordwestlichen Ufer des Stausees mit paläogenen Tonen (dunkelgrau, unterer Teil des Kliffs) und neogenen Sanden/Sandsteinen (hell, im oberen Teil des Kliffs)

Überlagert wird das Paläogen von mittel- bis grobkörnigen, schlecht sortierten, weißen, gelblichen, rötlichen bis dunkelbraunen Silikaklastiten (Fein-, Mittel-, Grobsande und Kiese), die vermutlich in das Miozän einzustufen sind. Die Miozän-Basis steigt in nördliche bis nordöstliche Richtung flach an. Im südlichen Teil des beschriebenen Fundareals finden sich am Kliff-Fuß größere, z.T. mehrere Kubikmeter umfassende Blöcke von Kalkmergelsteinen, die auf den Schichtflächen massenhaft Reste von Molluskenschalen enthalten. Die Herkunft/Lage dieser Kalkmergel innerhalb des Profils ist unklar. Möglicherweise unterlagern diese die paläogenen Feinklastika und wären demzufolge älter als diese.

Kliffs mit Fundchancen silifizierter Hölzer aus neogenen Sanden/Sandsteinen

Unbestimmter mariner Vertebratenrest aus den paläogenen Tonen

Kalkmergelstein mit zahlreichen Molluskenschalen auf der Schichtfläche (Paläogen?)

Überdeckt werden die miozänen Sande und Kiese durch 1,0 bis 1,5 m Lößlehm, so dass sich oberhalb der Kliffs ausgedehnte, landwirtschaftlich genutzte Flächen befinden.

Umgelagerte Fossile Hölzer

In den ansonsten fossilfreien Sandsteinen finden sich graue, gelbliche und braune silifizierte Hölzer mit häufig hervorragender Erhaltung des Holzgewebes. Zumeist handelt es sich um kleinere Bruchstücke und Splitter größerer Achsen, die zerbrochen sind, als sie durch Erosion an den Kliffs aus z.T. 50 m Höhe auf den Fuß des Kliffs herabgestürzt sind. Es wurden aber auch größere Achsen von 1,5 m Länge und bis zu 0,4 m Durchmesser gefunden, die mir lokale Sammler zeigten. Aufgrund der typischen, holzanatomischen Merkmale konnten bisher dikotyle Hölzer des Quercus- und Platanus-Typs sowie Gymnospermenhölzer identifiziert werden. Die Quercus-Hölzer besitzen im Querschnitt häufig eine ±sternförmige Form. An Deformierungen des Gewebes (deutliche Knickungen der markanten Markstrahlen) ist erkennbar, dass die Hölzer vermutlich, während der Kompaktion im einbettenden Sandstein leicht deformiert wurden.

Silifizierte Gymnospermenhölzer in Fundzustand

Querschnitte von dicotylen Hölzern

Ausgeprägte Deformierung (Knickung) des Gewebes eines Holzes des Quercus-Typs

Gewebedetails des Querschnittes eines dicotylen Holzes im mikroskopischen Bild

Bohr- oder Fraßgänge, die auf den Befall der Hölzer mit holzzerstörenden Insekten oder der Bormuschel Teredo hinweisen, entdeckte ich an dem aufgesammelten Fossilmaterial nicht.

Aufgrund der Lagerungsverhältnisse (siehe oben), fehlenden Hinweisen auf einen Paläoboden, keinen Bewurzelungen an größeren Achsen, etc. kann davon ausgegangen werden, dass es sich um umgelagerte Hölzer innerhalb eines nichtmarinen Sedimentationsmilieus handelt.

Literatur

Trotz intensiver Recherche, auch in russischen Quellen, fand ich keinen Fachartikel, der sich mit den beschrieben Pflanzenresten befasst.

 

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